---------------------------------------------------------------------------------------

Vom Metzgermeister zum Vegetarier

Bernd Klopfer, vom 19.08.2011 19:36 Uhr, Schorndorfer Nachrichten

Christian Adler (45) aus Schorndorf hat einst selbst geschlachtet – heute verzichtet er auf Fleisch und lässt sich zum Gesundheitsberater ausbilden

Nach nur einem Semester Chemie hat Christian Adler sein Studium beenden müssen. Der ältere Bruder, der eigentlich die Metzgerei der Eltern im hessischen Viernheim übernehmen sollte, ist Ende der 80er tödlich verunglückt. Also hat Christian Adler umgesattelt, den Metzgermeister gemacht, ist jeden Morgen früh aufgestanden und hat sogar selbst geschlachtet. 1997 folgt ein weiterer Schicksalsschlag: Seine erste Frau stirbt. Christian Adler gibt den Betrieb auf, arbeitet einige Jahre als angestellter Metzger, dann hört er Mitte 2001 auf. Er hat einen Entschluss gefasst: „Ich will mein Leben vereinfachen.“ Endlich Freiraum bekommen. Endlich selbst gestalten.

Zunächst ist es die Liebe, die wieder neues Licht ins Leben bringt. Christian Adler zieht 2003 nach Schorndorf, wo er seine Irene kennenlernt. Die gelernte Zahnarzthelferin ist selbst Halbgriechin und daher gewohnt, stets Gerichte mit viel Fleisch aufgetischt zu bekommen. Groß geändert hat sich das Ernährungsleben der Adlers vor zweieinhalb Jahren – nach Gesprächen mit einem Freund, der eine Heilpraktikerausbildung absolviert hat.

Gattin Irene leidet zu der Zeit unter immer stärker werdender Migräne und Schilddrüsenunterfunktion; bei Christian Adler selbst kommt es verstärkt zu Herzkreislaufproblemen und Anzeichen von Diabetes. Durch manche Diät sind Irene Adlers Kopfschmerzen sogar schlimmer geworden. Heute braucht die Schorndorferin laut eigenem Bekunden kaum mehr Tabletten, auch ihr Mann fühlt sich nach eigener Aussage besser. Die Adlers sind sich sicher: Sie verdanken es ihrer geänderten Ernährung. Das Paar isst und trinkt so naturbelassen wie möglich. Es kommen nur Vollkornprodukte auf den Tisch, die aus keimfähigem Getreide gebacken wurden. Aufs Müsli aus dem Supermarkt wird verzichtet, stattdessen setzen die Adlers auf Frischkorngerichte. Fette sind erlaubt, solange sie naturbelassen sind. „Am besten von der ersten Pressung.“ Gemüse und Obst verzehren die Adlers roh. Tabu sind Fabrikzucker und Fabrikfette. Ebenso Auszugsmehl, für dessen Herstellung vorher Schale und Keimling des Getreides entfernt worden sind. Zum Süßen verwendet Christian Adler Honig, weil der schließlich ein Naturprodukt ist. Bei Verdauungsproblemen rät der 45-Jährige außerdem dazu, auf Säfte, Trockenobst und Honig zu verzichten.

Nun konkurrieren in der Ernährung viele Glaubensschulen um die Gunst des Publikums. Wer blickt da als Laie schon durch? Christian allerdings hat mehr als nur einfach ein paar Zeitschriftenartikel gelesen. Er hat sich bei der Gesellschaft für Gesundheitsberatung (GGB) in Lahnstein seit Herbst 2009 zum Gesundheitsberater ausbilden lassen. In ein paar Tagen hat er seine Abschlussprüfung, danach will er hie und da mal Vorträge halten, sein Wissen an andere weitergeben – sofern diese das wollen. „Ich will mich nicht aufdrängen.“

Kleine Chemiestunde: Versuch mit Wasserstoffperoxid

Dass Christian Adler tatsächlich mal ein Semester Chemie studiert hat, merkt man, als er einen Versuch vorführt. Er will beweisen, wie leblos Industrie-Nahrung ist. In den ersten Behälter legt er verpackte Haferflocken, in den zweiten frischgemahlene. Nun kommt etwas Wasser sowie Wasserstoffperoxid dazu. Bei den Fertigflocken bleibt alles ruhig, während sich rund um die Frischgemahlenen Schaum und Blasen bilden. „Das Wasserstoffperoxid reagiert nur, wenn enzymatische Prozesse vorhanden sind, also noch Leben drin ist.“

Als Wunderheiler inszeniert sich der gebürtige Hesse nicht. „Der Krebs geht weg – das kann ich nicht versprechen.“

-------------------------------------------------------------------------